Graz – Der Schock sitzt noch tief in der Steiermark, drei Tage nach dem unfassbaren Amoklauf an einem Grazer BORG. Donnerstagvormittag gaben Polizei und Staatsanwaltschaft weitere, erschütternde Details zur Bluttat bekannt, die elf Menschenleben forderte. Die Ermittler sind sich sicher: Es war eine minutiös geplante Tat.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Am Donnerstag traten Michael Lohnegger, Leiter des Steirischen Landeskriminalamtes, und Arnold Rumpold von der Staatsanwaltschaft Graz vor die Presse, um über den aktuellen Ermittlungsstand zu informieren. Der Täter, der 21-jährige Artur A., ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums in der Dreierschützengasse, hatte zehn Menschen getötet, bevor er sich selbst richtete.

Opfer und Täter: Wer war Artur A.?

Staatsanwalt Rumpold bestätigte die bekannten Opferzahlen: Neun getötete Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren sowie eine getötete Lehrperson. Die Obduktionen der Leichname wurden bereits durchgeführt, ein Ballistiker hinzugezogen. „Eine strafrechtliche Verfolgung ist nicht möglich, es geht nun darum, die Hintergründe der Tat zu ermitteln“, so Rumpold.

LKA-Chef Lohnegger gab Auskunft über den Täter: Artur A. lebte mit seiner Mutter im Bezirk Graz-Umgebung und war polizeilich zuvor nie in Erscheinung getreten.

Das Protokoll des Terrors: 7 Minuten des Grauens

Der genaue Tatverlauf lässt einem das Blut in den Adern gefrieren und verdeutlicht die kaltblütige Präzision des Täters:

  • 9.43 Uhr: Artur A. betritt die Schule mit einem Rucksack über den offiziellen Eingang. Zu diesem Zeitpunkt sind 350 bis 400 Schüler im Gebäude.
  • Er begibt sich in das dritte Obergeschoss, sucht eine Toilette auf und legt dort einen Waffengurt sowie ein Headset an. Aus seinem Rucksack holt er seine Waffen: eine Glock 19 und eine Mercury-Doppelflinte.
  • 9.57 Uhr: Der Amoklauf beginnt. Artur A. geht in den zweiten Stock und eröffnet das Feuer auf Schüler der 5. Klasse.
  • Anschließend kehrt er in den dritten Stock zurück, schießt auf das Schloss einer Klassenzimmertür und dringt in einen Raum ein, in dem sich Schüler der 7. Klasse befinden. Dort schießt er erneut wahllos.
  • 10.00 Uhr: Zahlreiche Notrufe gehen in der Landeswarnzentrale ein.
  • Artur A. sucht sich seine Opfer „wahllos“ aus. Ein persönliches Naheverhältnis zu den Schülern gab es nicht. Lediglich die getötete Lehrperson soll er gekannt haben, wobei die Art der Beziehung noch unklar ist.
  • 10.04 Uhr: Der Amoklauf ist beendet, der Täter bewegt sich erneut in Richtung Toilette.
  • 10.06 Uhr: Die erste Polizeistreife trifft vor dem Gebäude ein. Es sind keine Schüsse mehr zu hören.
  • 10.07 Uhr: Artur A. richtet sich auf der Toilette selbst.
  • 17 Minuten nach der Alarmierung kann die Cobra das Gebäude sichern.
  • Gegen 11.30 Uhr: Die Polizei gibt endgültig Entwarnung.

Hintergründe weiterhin rätselhaft: Eine Rohrbombe und Online-Shooter

Trotz Hausdurchsuchung und der Auffindung eines nicht funktionstüchtigen Rohrbomben-Attrappes sowie eines Abschiedsbriefes – sowohl digital als auch analog – bleibt das Motiv von Artur A. im Dunkeln. Auch ein Video, das er seiner Mutter schickte, lieferte keine Hinweise. Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, erklärte bereits am Mittwoch, dass sich eine konkrete Motivlage nicht ableiten ließe.

Für die Experten ist jedoch klar: Die Tat war „minutiös geplant“. Artur A. kaufte die Schrotflinte Mitte April, die Faustfeuerwaffe im Mai. Seit März hatte er regelmäßig Schießübungen auf einem Schießstand durchgeführt.

LKA-Chef Lohnegger beschreibt Artur A. als „extrem zurückgezogen“ und „sehr introvertiert“. Seine große Leidenschaft seien „Online-Ego-Shooter“ gewesen, doch auch hier gebe es keine Anhaltspunkte für Ärger oder Unmut. Warum er ausgerechnet seine ehemalige Schule als Tatort wählte, ist weiterhin unklar. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurden nicht alle Details preisgegeben, aber die Ermittler wissen, wo die Waffen gekauft wurden.

Eine Katastrophe, deren Schatten noch lange über Graz liegen wird

Der Amoklauf am Grazer BORG ist eine unfassbare Tragödie, die nicht nur elf Menschen das Leben kostete, sondern auch eine ganze Stadt in tiefe Trauer und Schock versetzt hat. Während die Ermittlungen die schrecklichen Details der Tat minutiös aufrollen, bleiben die quälenden Fragen nach dem „Warum?“ und der genauen Motivlage von Artur A. bis auf Weiteres unbeantwortet. Die Aufarbeitung dieses entsetzlichen Ereignisses wird noch lange dauern und die Wunden werden nur langsam heilen.

Quelle „heute.at“

Von admin

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