Österreichs Gesundheitssystem steht vor einer massiven Herausforderung: Ein Drittel aller Mediziner ist älter als 55 Jahre. Zehntausende Ärztinnen und Ärzte stehen kurz vor dem Ruhestand, und die Ärztekammer warnt vor einem drohenden Versorgungskollaps.
Tickende Zeitbombe
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast 18.000 Ärztinnen und Ärzte werden in den nächsten zehn Jahren das Pensionsalter erreichen. Um den Status quo zu erhalten, müssten jährlich rund 1.800 Stellen neu besetzt werden. Doch genau hier beginnt das Problem.
Junge Mediziner kehren Österreich den Rücken
Trotz über 52.000 registrierten Medizinern im Land, verlässt ein erheblicher Teil nach dem Studium Österreich. Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart zufolge kehrt ein Drittel der Absolventen dem österreichischen System den Rücken. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wenig attraktive Arbeitsbedingungen, massive Bürokratie und im Ausland oft bessere Bezahlung sowie flexiblere Modelle. Steinhart kritisiert, dass eine reine Erhöhung der Studienplätze das Problem nicht lösen würde, sondern nur noch mehr gut ausgebildete Mediziner an das Ausland verlieren würde.
Mangel an Kassenärzten
Das öffentliche System leidet massiv unter dieser Entwicklung. Es fehle nicht an Ärzten generell, sondern an Medizinern im öffentlichen System, so Steinhart. Er spricht von „hunderten offenen Kassenstellen“ und monatelangen Wartezeiten für Patienten. Der Druck in Spitälern und Ordinationen steigt, was zu Frustration bei Patienten und Personal führt.
Forderungen der Ärztekammer
Um die Krise abzuwenden, fordert die Ärztekammer unter der Leitung von Präsident Johannes Steinhart und Lukas Stärker, Vizepräsident, umfassende Reformen. Dazu gehören flexiblere Arbeitsmodelle wie Teilzeit, Teil-Kassenverträge oder Job-Sharing. Außerdem soll die Bürokratie mithilfe einer eigenen Task Force abgebaut werden. Das elektronische Gesundheitsakte-System ELGA soll so überarbeitet werden, dass alle relevanten Informationen für Ärztinnen und Ärzte auf einen Blick sichtbar sind.
Kritik an der ÖGK
Scharfe Kritik richtet die Ärztekammer an die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Steinhart wirft der ÖGK eine verfehlte Strukturpolitik vor. Dass immer mehr Patienten auf Wahlärzte ausweichen müssen, sei eine direkte Folge der Versäumnisse der ÖGK. Er appelliert an ÖGK-Obmann Andreas Huss, seine angekündigten Reformen endlich umzusetzen und die Verhandlungen wieder aufzunehmen.
Österreich steht an einem kritischen Punkt. Die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation droht, das Gesundheitssystem in eine tiefe Krise zu stürzen. Ohne rasche und entschlossene Reformen drohen weitere Engpässe und eine unzureichende Versorgung für Patienten.
Quelle „heute.at“
„Jetzt handeln, bevor das System kollabiert.“