Österreichs Teuerungsrate ist auf einen unerwarteten Höchststand von 4,1 % im August gestiegen, der höchste Wert seit März des Vorjahres. Dieser Anstieg hat sowohl Politik als auch Experten überrascht. Josef Baumgartner, ein führender Ökonom vom Wifo, gab zu, dass man eigentlich mit einer Entspannung der Preise gerechnet hatte und einen solchen Anstieg nicht erwartet hat.
Energie und Dienstleistungen treiben die Preise an
Der Hauptgrund für den Preisschub liegt laut Baumgartner in den Bereichen Energie und Dienstleistungen. Nach dem Ende der Strompreisbremse sind die Strompreise weiter gestiegen. Auch die Treibstoffpreise sind stabil geblieben, anstatt zu sinken, was ebenfalls die dämpfenden Effekte früherer Jahre fehlen lässt. Im August lagen die Energiepreise damit um 5,9 % über dem Vorjahreswert.
Noch stärker wirken sich die Dienstleistungen aus, die fast die Hälfte des Warenkorbs ausmachen. Mit einer Teuerung von 4,7 % im August sind sie ein enormer Preistreiber. Besonders in der Gastronomie und Hotellerie schlagen die hohen Lohnabschlüsse von +6,0 % voll durch.
Lebensmittel bleiben teuer
Auch die Lebensmittelpreise steigen weiter. Im Vormonat gab es einen Anstieg von 5,0 %. Globale Entwicklungen, wie klimabedingte Ernteausfälle bei Kaffee, Kakao und Orangen, sind ein Hauptgrund. Zudem waren die saisonalen Preisrückgänge bei Obst und Gemüse schwächer als üblich, und teurere Rindfleischimporte aus Ungarn und der Slowakei verschärfen die Situation zusätzlich.
Politik als Preistreiber
Selbst die Politik trägt zur Inflation bei. Öffentliche Gebühren und Preise sind stark gestiegen. Beispiele sind die Preiserhöhung des Klimatickets um fast 20 % oder die Verdoppelung der Führerschein- und Passgebühren. Auch die Stadt Wien hat kürzlich Preiserhöhungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und Parktickets angekündigt. Diese Maßnahmen dienen zwar der Budgetkonsolidierung, wirken aber inflationsfördernd. Laut Baumgartner ist es eine „Quadratur des Kreises“ für die öffentliche Hand, da sie einerseits die Inflation dämpfen, andererseits aber auf die Dividendeneinnahmen von Staatsunternehmen angewiesen ist.
Heißer Herbst steht bevor
Der Experte rechnet damit, dass die hohe Inflation die bevorstehende Herbstlohnrunde prägen wird. Die Gewerkschaften werden voraussichtlich einen vollen Inflationsausgleich fordern, was zu weiteren Lohnsteigerungen führen könnte.
Ein schnelles Ende der Teuerung ist nicht in Sicht. Baumgartner erwartet, dass die Inflation im kommenden Jahr bei durchschnittlich 2,5 % liegen wird. Das Ziel der EZB und der Bundesregierung, die Inflation auf 2 % zu senken, wird wohl erst Ende 2026 erreicht werden.
Quelle „Heute.at“
Österreich kämpft weiter gegen steigende Preise
und der Weg zur Entspannung bleibt steinig.