Die politische Landschaft Wiens steht vor einer spannenden Veränderung: In fünf Bezirken liefern sich SPÖ, FPÖ, Grüne und ÖVP erbitterte Duelle um die Macht. Wer wird kippen, wer bleibt standhaft?
Diese Wahlen könnten das Gesicht der Wiener Bezirke neu gestalten – nicht im Rathaus, sondern direkt vor unserer Haustür. Besonders umkämpft sind fünf Bezirke: In Simmering und Floridsdorf will die FPÖ zurück an die Macht. In Josefstadt fordert die ÖVP die regierenden Grünen heraus. Und in Alsergrund und Leopoldstadt liefern sich SPÖ und Grüne ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem jeder Fehler fatal sein könnte.
Es geht längst nicht mehr nur um Parteifarben. Es geht darum, wem die Menschen im Bezirk zutrauen, ihre alltäglichen Sorgen ernst zu nehmen. Baustellen, Verkehr, Sicherheit, Wohnen, Parks – alles wird zum Wahlkampfthema. Und es könnte eng werden – sehr eng!
Simmering: Kehrt der politische Obelix zurück?
Paul Stadler (FPÖ) schrieb 2015 Geschichte: Mit beeindruckenden 41,8 Prozent gewann er den Bezirk Wien-Simmering und regierte fünf Jahre als Bezirksvorsteher – bis die Ibiza-Affäre 2020 seine Partei ins Straucheln brachte. Stadler fiel auf 28,4 Prozent zurück, und die SPÖ übernahm mit Thomas Steinhart (41,5 Prozent) die Führung.
Nun will Stadler sein Territorium zurückerobern. Bekannt als „politischer Obelix“, setzt er auf markante Aussagen, Bürgernähe und eine harte Linie bei Migration und Sicherheit. Steinhart kontert mit klassischen SPÖ-Themen wie Bildung, Gesundheit und leistbarem Wohnen – und verweist auf laufende Projekte in den Bereichen Schulbau und Siedlungserhaltung. Die Stimmung im Bezirk ist angespannt, der Ausgang ungewiss.
Floridsdorf: Die rote Bastion wackelt
Auch in Wien-Floridsdorf herrscht politische Spannung. Die SPÖ war einst unangefochten – dann folgte der Absturz: 2020 fiel sie auf 9,6 Prozent. Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) konnte mit 44,5 Prozent glänzen, dank Projekten für Bildung, Lebensqualität und einem Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz.
Doch die FPÖ will zurück ins Spiel. Kandidat Karl Mareda geht offensiv vor, setzt auf „Law and Order“, kritisiert die Parkraumbewirtschaftung und wirft der SPÖ vor, die echten Sorgen der Menschen zu ignorieren. Gleichzeitig kämpft Papai mit großem persönlichem Einsatz um das Vertrauen der Floridsdorfer – unter anderem durch Veranstaltungen, Nachbarschaftstreffen und Bürgerdialoge. Ein Duell, das bis zur letzten Stimme offen bleibt.
Alsergrund: Duell um den Klimaschutz
Nur zwei Prozent trennten 2020 die SPÖ (31,45 Prozent) von den Grünen (29,21 Prozent). Bezirksvorsteherin Saya Ahmad verteidigt ihre Position mit ihrem Einsatz für Frauenrechte, die Neugestaltung des Julius-Tandler-Platzes und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Servitenviertel.
Ihre grüne Herausforderin, Josefa Molitor-Ruckenbauer, geht konfrontativ vor – mit scharfer Kritik an zu viel Beton, zu wenig Grün und einer „klimatisch ambitionslosen“ Bezirksführung. Besonders die Ablehnung einer öffentlichen Versammlung zur geplanten Müllsammelstelle in der Dresdner Straße sorgt im Wahlkampf für Kontroversen. Das Duell der beiden Frauen ist eines der emotionalsten in ganz Wien. Sollte die SPÖ verlieren, wäre der Bezirk erstmals seit 1946 nicht mehr rot.
Leopoldstadt: Anzeige, Müllplatz, Machtkampf
Der zweite Bezirk gilt als einer der politisch spannendsten. 2020 holte die SPÖ mit Alexander Nikolai 35,4 Prozent – knapp vor den Grünen mit 30,6 Prozent. Nun fordert Bernhard Seitz (Grüne) den roten Bezirkschef heraus – und das nicht nur politisch: Seitz hat Nikolai sogar angezeigt.
Hintergrund ist ein gescheiterter Bürgerdialog zur geplanten Müllsammelstelle in der Dresdner Straße. Die Grünen werfen der SPÖ mangelnde Transparenz und Klimaversäumnisse vor, während Nikolai auf seine Initiativen für saubere Straßen, neue Schulprojekte und Sozialprogramme verweist. Das Duell ist hitzig – und völlig offen.
Josefstadt: Klein, aber umkämpfter denn je
Der kleinste Wiener Bezirk ist traditionell ein „Swing“-Bezirk. Seit 2005 wechseln sich ÖVP und Grüne in der Bezirksführung ab. Martin Fabisch (Grüne) ist derzeit an der Macht und holte 2020 33,6 Prozent. Die ÖVP lag mit 30,6 Prozent knapp dahinter.
Beide betonen Umwelt und Lebensqualität – aber mit unterschiedlichen Konzepten. Fabisch will Verkehrsberuhigung, mehr Bäume und Begegnungszonen. Die ÖVP unter Adam Christian fordert Grünflächen und Rücksicht auf Autofahrer – etwa durch eine Tiefgarage unter dem neu gestalteten Albertplatz. In der Josefstadt prallen zwei urbane Philosophien aufeinander – ein Mikrokosmos mit makropolitischer Bedeutung.
Fünf Bezirke, fünf Machtkämpfe
Simmering, Floridsdorf, Leopoldstadt, Alsergrund und Josefstadt – sie alle könnten die politische Landkarte Wiens neu färben. Bezirksvorsteher-Posten, die lange als sicher galten, stehen nun auf der Kippe. Herausforderer spüren eine neue Morgenröte, während etablierte Parteien offen kämpfen.
Bezirkswahlen sind längst keine Randerscheinung mehr – sie sind die wahre Bühne für das politische Gespür der Stadt. Hier entscheidet sich, wem die Wiener weiterhin vertrauen.
Die Bezirkswahlen in Wien sind dieses Jahr ein politisches Spektakel, das die Machtverhältnisse in der Stadt nachhaltig verändern könnte. In fünf Bezirken – Simmering, Floridsdorf, Leopoldstadt, Alsergrund und Josefstadt – stehen etablierte Parteien und Herausforderer in einem intensiven Wettstreit. Themen wie Klimaschutz, Verkehr, Sicherheit und Lebensqualität dominieren die Debatten. Es bleibt spannend, wer das Vertrauen der Wähler gewinnen wird und wie sich die politische Landkarte Wiens neu gestalten könnte. Ein echter Krimi auf Bezirksebene!
Quelle „heute.at“