Schnellere Termine gegen Bares – Ein OGH-Urteil könnte die Gesundheitslandschaft auf den Kopf stellen.
Die Geschichte klingt bitter: Eine 65-jährige Frau aus dem Bezirk Urfahr-Umgebung litt unter unerträglichen Rückenschmerzen. Die Diagnose des Hausarztes: Probleme mit der Lendenwirbelsäule, eine MRT sollte Klarheit bringen. Doch was dann folgte, frustrierte die Pensionistin zutiefst. Trotz akuter Beschwerden hätte sie auf einen Termin satte drei Monate warten müssen. Die schmerzhafte Lösung: Um nicht länger warten zu müssen, griff sie tief in die Tasche und bezahlte 258 Euro für eine MRT-Untersuchung. Nur zwei Tage nach einem Anruf in einem Krankenhaus war der TerminRealität. „Das ist ganz schön viel Geld für eine Pensionistin. Wenn das öfters vorkommt, kann ich mir das nicht leisten“, ärgert sich die Betroffene.
AK schlägt Alarm: „Zwei-Klassen-Medizin ist Realität“
Dieser Fall ist kein Einzelfall, betont Arbeiterkammer-OÖ-Präsident Andreas Stangl. „Dass wir längst in der Zwei-Klassen-Medizin angekommen sind, ist unbestritten.“ Er fordert mehr Transparenz und die Veröffentlichung sämtlicher Daten über durchschnittliche Wartezeiten auf den Webseiten der Krankenhäuser.
OGH fällt richtungsweisendes Urteil
Wie die „Krone“ berichtet, landete nun ein ähnlicher Fall vor dem Obersten Gerichtshof (OGH). Eine Oberösterreicherin benötigte aufgrund auffälliger Bauchspeicheldrüsenwerte nach einer Blutuntersuchung dringend eine MRT. Die Wartezeit: unzumutbare zwei bis zweieinhalb Monate. Auch sie entschied sich für den Weg zum privaten Institut, zahlte 360 Euro und erhielt umgehend einen Termin. Doch damit wollte sich die Patientin nicht zufriedengeben und klagte. Mit Erfolg! Der OGH gab ihr Recht und sprach ihr eine Rückerstattung von 128,13 Euro zu.
Erdbeben im Gesundheitssystem?
Dieses Urteil könnte weitreichende Folgen haben. Allein in Oberösterreich werden jährlich rund 100.000 MRT-Untersuchungen durchgeführt. Sollten nun viele Patienten, die für schnellere Termine bezahlt haben, ähnliche Rückforderungen stellen, könnte dies das Gesundheitssystem empfindlich treffen.
Ein Funke der Hoffnung für Patienten
Das OGH-Urteil ist ein wichtiges Signal und könnte den Druck auf das öffentliche Gesundheitssystem erhöhen, Wartezeiten für dringende Untersuchungen zu verkürzen. Es zeigt, dass Patienten nicht machtlos sind, wenn sie für notwendige medizinische Leistungen tief in die Tasche greifen müssen, nur um schneller behandelt zu werden. Ob dies tatsächlich zu einer flächendeckenden Rückerstattungswelle führt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Debatte um Wartezeiten und die Finanzierung medizinischer Leistungen ist neu entfacht.
Quelle „huete.at“