Wien. Während sich Elektroauto-Käufer in Österreich seit kurzem über eine neue Steuerlast ärgern müssen, plant die Regierung ab Juli 2025 eine bemerkenswerte Kehrtwende: CO2-intensive Pick-Up-Trucks und Co. sollen von der Normverbrauchsabgabe (NoVA) befreit werden. Eine Maßnahme, die für heftige Kritik sorgt und selbst Finanzminister Markus Marterbauer mit einem Stirnrunzeln kommentiert.

Sparen hier, lockern dort: Ein fragwürdiger Kurs

Angesichts des allgegenwärtigen Sparzwangs – von Familienleistungen über Pensionen bis hin zum Klimabonus – mutet diese geplante NoVA-Streichung für Spritfresser besonders brisant an. „Ich bin nicht besonders glücklich damit“, gab Marterbauer auf Puls24 offen zu. Die NoVA, die sich nach dem CO2-Ausstoß richtet und seit 2021 auch für Klein-LKW gilt, sollte eigentlich den Umstieg auf umweltfreundlichere Elektro-Transporter fördern.

Tausende Euro Ersparnis für Pick-Ups – ein Verlust für den Staat

Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind beträchtlich. Katharina Jaschinsky, Expertin des Verkehrsclub Österreich (VCÖ), rechnet vor, dass ein gängiges Pick-Up-Modell dadurch um rund 12.500 Euro billiger wird. Diese Summe fehlt dem Staatshaushalt an anderer Stelle. „Ich denke, dass angesichts der geänderten Rahmenbedingungen alle verstehen, dass sich Österreich die NoVA-Abschaffung für Pick-ups und Klein-Lkw nicht leisten kann“, betont Jaschinsky.

Wirkung der NoVA bereits sichtbar – Trendumkehr droht

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 1.757 Pick-ups neu zugelassen – ein Rückgang um satte 37 Prozent im Vergleich zu 2019. Gleichzeitig stieg der Anteil der Elektro-Transporter von zwei Prozent im Jahr 2020 auf neun Prozent im Jahr 2022. Diese positive Entwicklung könnte durch die geplante NoVA-Befreiung nun abrupt gestoppt werden.

Elektroautos werden teurer – ein Paradox

Besonders pikant an der Situation ist, dass ausgerechnet Elektroautos seit dem 1. April mit der motorbezogenen Versicherungssteuer belastet werden – obwohl sie keinen herkömmlichen Motor besitzen. Dies führt zu jährlichen Mehrkosten von mehreren Hundert Euro für die Besitzer von E-Fahrzeugen. Eine Maßnahme, die den Anreiz zur Anschaffung umweltfreundlicher Mobilität deutlich schmälert.

„Mittelstandspaket“ mit fragwürdiger Zielrichtung

Die Regierung verteidigt die NoVA-Befreiung für Kleintransporter und Pick-Ups als „Mittelstandspaket“ zur Ankurbelung der Wirtschaft. „Konsolidieren bedeutet für uns nicht Stillstand oder ‚zu Tode sparen‘, sondern sparen, wo notwendig und Schwerpunkte wo sie uns am meisten helfen“, hieß es dazu. Konkret sollen beispielsweise Handwerkerautos profitieren: Ein VW Crafter 35 würde um 10.380 Euro, ein Mercedes-Sprinter sogar um 20.214 Euro günstiger.

Koalitionskompromiss mit bitterem Beigeschmack

Finanzminister Marterbauer deutete auf Puls24 an, dass die Einbeziehung der Pick-Ups in die NoVA-Befreiung ein Zugeständnis im Rahmen der Dreierkoalition war: „Das war eine lange Diskussion, es sind dann die Pick-Ups hineingerutscht. Aber das ist halt so in einer Dreierkoalition.“ Ein Kompromiss, der auf Kosten der Umwelt und möglicherweise auch des Budgets geht.

Die geplante NoVA-Befreiung für CO2-intensive Fahrzeuge wirft inmitten der allgemeinen Sparmaßnahmen und der gleichzeitigen Verteuerung von Elektroautos viele Fragen auf. Experten wie Katharina Jaschinsky vom VCÖ sehen darin einen klimapolitischen Rückschritt und eine unnötige Belastung des Staatshaushalts. Ob das „Mittelstandspaket“ tatsächlich die gewünschte wirtschaftliche Belebung bringt, bleibt abzuwarten. Für umweltbewusste Bürger und E-Auto-Besitzer hinterlässt diese politische Entscheidung jedenfalls einen bitteren Nachgeschmack.

Quelle „heute.at“

Von admin

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