Grieskirchen (OÖ). Ein Stich ins Herz für die oberösterreichische Bierkultur und ein Schlag ins Gesicht für 14 Familien: Die traditionsreiche Brauerei Grieskirchen, deren Wurzeln über 300 Jahre zurückreichen, schließt endgültig ihre Pforten. Was „Heute“ bereits mehrfach thematisierte, ist nun traurige Gewissheit: Alle verbliebenen Arbeitsplätze gehen verloren.
Die lange Leidensgeschichte
Die Brauerei Grieskirchen war über Jahre hinweg ein Sorgenkind. Immer wieder gab es Hoffnungen auf Rettung, zuletzt 2024, als die Gläubiger einem Sanierungsplan zustimmten. Doch wie so oft im Leben, war auch hier der gute Wille allein nicht genug. Der Betrieb im altehrwürdigen Grieskirchner Stammhaus wurde auf ein absolutes Minimum heruntergefahren. Zuletzt hielten 14 engagierte Seelen in Lager, Logistik und Verwaltung die Stellung. Nun trifft sie die knallharte Realität: Die Kündigung.
„Mir ist um jeden Einzelnen leid“ – Die Zerrissenheit des Prokuristen
Die „OÖN“ zitieren aus einem Schreiben, das die Dramatik der Situation untermauert. Prokurist Mirco Mayer, sichtbar betroffen, ringt um Fassung: „Wir haben tolle Mitarbeiter, mir ist um jeden Einzelnen leid. Aber ich habe Verantwortung auch für das Unternehmen.“ Ein Satz, der die Zerrissenheit zwischen Empathie und unternehmerischer Notwendigkeit schmerzhaft offenbart. Die Brauerei schreibt hohe Verluste, man versucht nun, eine erneute Zahlungsunfähigkeit und ein weiteres Konkursverfahren abzuwenden.
Die letzten Atemzüge der Brauerei
Höchstens zweieinhalb Monate soll der Standort Grieskirchen noch aufrechterhalten werden. Mirco Mayer verhandelt bereits intensiv mit regionalen Getränkehändlern. Ziel ist es, die Versorgung Oberösterreichs mit dem beliebten Grieskirchner Bier sicherzustellen. Eine kleine Randnotiz mit großer Bedeutung: Das Bier selbst wird bereits seit rund einem Jahr nicht mehr in Grieskirchen gebraut, sondern von der Brauerei Frastanz in Vorarlberg produziert. Ein erstes Zeichen für das Ende einer Ära, das viele übersehen haben dürften.
Ein neues Kapitel für das Herz von Grieskirchen
Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich oft eine neue. Das knapp drei Hektar große Gelände im Zentrum der oberösterreichischen Bezirkshauptstadt wurde bereits im vergangenen Jahr an Projektentwickler verkauft. Die Visionen sind groß und versprechen eine umfassende Neugestaltung: Wohnungen, ein Schülerwohnheim, ein modernes Veranstaltungszentrum, ein Hotel und sogar eine öffentliche Tiefgarage könnten hier in Zukunft entstehen. Ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge für Grieskirchen.
Das Aus der Brauerei Grieskirchen ist eine schmerzliche Zäsur. Es ist das Ende einer über 300-jährigen Tradition und ein schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiter. Doch inmitten der Trauer keimt auch die Hoffnung auf einen Neuanfang. Das historische Gelände wird nicht veröden, sondern sich in ein modernes, lebendiges Stadtquartier verwandeln. Ein Abschied vom Brauerei-Geruch, aber ein Willkommen für die Zukunft Grieskirchens.
Quelle „heute.at“