Wien/Niederösterreich. Die Nachricht kommt für viele Pendler in der Ostregion einem Déjà-vu gleich: Die „neue“ Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten muss ab Montag, dem 12. Mai, für satte 25 Tage gesperrt werden. Grund dafür sind neuerliche Reparaturarbeiten und der Rückbau von Provisorien, die nach der verheerenden Unwetter-Katastrophe im September 2024 notwendig geworden waren.
Bis zum 5. Juni rollt der Verkehr nun wieder über die „alte“ Verbindung durch den malerischen, aber zeitraubenden Wienerwald. Das bedeutet für Reisende in den Westen und zurück eine Verlängerung der Fahrzeit um rund 30 Minuten.
Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr befürchtet
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) selbst kündigten im Vorfeld „Einschränkungen im Fern- und Nahverkehr“ an. Diese neuerliche Sperre, obwohl bereits vor dem Jahreswechsel absehbar, sorgt nun für reichlich Unmut und Besorgnis bei denjenigen, für die die Weststrecke eine unverzichtbare Verkehrsader darstellt.
Mikl-Leitner fordert Verlässlichkeit und Tempo
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) meldete sich in einem Statement gegenüber „Heute“ besorgt zu Wort. „Eine der wichtigsten Eigenschaften des öffentlichen Verkehrs ist die Verlässlichkeit“, betonte sie und wies darauf hin, dass Pendler, die täglich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, „zu Recht“ erwarten würden, pünktlich ans Ziel zu gelangen. Die Sperrung der Weststrecke, die sie als „zentrale Lebensader des öffentlichen Verkehrs in der Ostregion“ bezeichnete, bereite vielen Menschen große Sorgen hinsichtlich ihrer Arbeits- und Schulwege.
Mikl-Leitner erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr zwar Verständnis für die hochwasserbedingten Ausfälle und die mangelhaften Schienenersatzverkehr-Kapazitäten geherrscht habe. Nun aber, so die Landeshauptfrau, hätten die ÖBB „genügend Vorbereitungszeit“ gehabt, um sich auf die erneute Sperre einzustellen. Entsprechend müssten die Pendler „erwarten können, dass die ÖBB genügend verlässliche und angemessene Alternativen bereitstellen, solange die Weststrecke saniert wird.“ Sie äußerte zudem die klare Erwartung, dass die Sanierungsarbeiten „spätestens am 5. Juni abgeschlossen sein werden.“
Landbauer sieht Pendler „mit voller Wucht“ getroffen
Auch Verkehrslandesrat und LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) zeigte sich wenig begeistert von der neuerlichen Zwangspause auf der wichtigen Weststrecke. Er erklärte, dass die Sperre Pendler und Schüler „mit voller Wucht“ treffe. Landbauer forderte von den ÖBB „klare und verlässliche Fahrgastinformationen“, damit die Menschen Planungssicherheit hätten. Für den Baustellenfahrplan mahnte er Pünktlichkeit ein, „damit niemand auf der Strecke bleibt“, und forderte „ausreichende Ersatzkapazitäten“. Seine klare Warnung: „Die chaotischen Zustände vom vergangenen Jahr dürfen sich auf gar keinen Fall wiederholen, und die Weststrecke darf nicht zur Dauerbaustelle werden.“
Rückblick und notwendige Arbeiten
Nach den verheerenden Überflutungen im Herbst des Vorjahres hatten die ÖBB mit Hochdruck daran gearbeitet, die Strecke durch das Tullnerfeld wieder befahrbar zu machen. Am 15. Dezember 2024 konnte die Strecke nach dreimonatiger Sperre wiedereröffnet werden – ein „Weihnachtswunder“, wie es damals hieß. Dies war durch den Einsatz von Ersatzteilen aus ganz Österreich und den Einbau einiger provisorischer Lösungen unter Einhaltung der Sicherheitsstandards möglich geworden.
Nun stehen laut ÖBB der Rückbau dieser Provisorien und der Einbau neuer Komponenten an, insbesondere im stark betroffenen Atzenbrugger Tunnel. Dort sollen auch mobile Hochwasserschutzelemente installiert und für den Ernstfall getestet werden. Zudem wird der Unter- und Oberbau der Weststrecke im unterspülten Bereich nahe der Perschling erneuert.
Bahnhof Tullnerfeld wird hochwassergeschützt, Bahnsteige verlängert
Auch der arg in Mitleidenschaft gezogene Bahnhof Tullnerfeld wird hochwasserfest gemacht. Dazu werden beispielsweise Leitungen und Verteiler der Haustechnik höher gesetzt. Die 25-tägige Sperre wird zudem genutzt, um die Bahnsteige an diesem wichtigen Knotenpunkt zu verlängern.
Arbeiten auch im Lainzer Tunnel und in Hadersdorf
Nicht nur im Tullnerfeld wird gearbeitet. Auch im Lainzer Tunnel, der vom Jahrhunderthochwasser am Wienfluss betroffen war, stehen Arbeiten an, die während des laufenden Betriebs nicht durchgeführt werden können. Dazu gehören das Abdichten von Kabeldurchführungen und die Erneuerung sicherheitstechnischer Anlagen. Zudem werden Elemente der Stromversorgung höher verlegt. In der Weichenhalle Hadersdorf werden Oberbau, Weichen und Gleise ausgetauscht, und die Tunnelfunkanlage wird modernisiert und erweitert. Die ÖBB sprechen hier von einem „Bündel an Maßnahmen“, die notwendig seien, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Weststrecke langfristig zu gewährleisten.
Geduld gefragt, aber Erwartungen sind hoch
Die erneute Sperrung der Weststrecke stellt Pendler und Reisende in Niederösterreich und Wien vor eine harte Probe. Während die Notwendigkeit der Reparaturarbeiten nach den Unwetterschäden unbestritten ist, sind die Erwartungen an die ÖBB hinsichtlich klarer Information, verlässlicher Ersatzangebote und der Einhaltung des Zeitplans hoch. Die Politik, allen voran Landeshauptfrau Mikl-Leitner und Landesrat Landbauer, machen den Druck deutlich und fordern, dass sich die chaotischen Zustände des Vorjahres nicht wiederholen dürfen. Nun heißt es für die Betroffenen, sich auf längere Fahrzeiten einzustellen und zu hoffen, dass die Sanierungsarbeiten termingerecht abgeschlossen werden und die Weststrecke danach wieder uneingeschränkt und vor allem zuverlässig zur Verfügung steht.
Quelle „heute.at“