Ein Töpfer schreibt Geschichte neu

Berlin. Ein unscheinbarer Töpfer aus dem alten Ägypten, begraben in einem simplen Tongefäß, birgt eine sensationelle Entdeckung: Britischen Forschenden gelang es, das bisher älteste vollständige Genom eines alten Ägypters zu entschlüsseln. Die Ergebnisse könnten unser Bild der frühen Hochkulturen grundlegend verändern.

Das Geheimnis von Nuwayrat

Im Dorf Nuwayrat, südlich von Kairo, wurde vor rund 4500 Jahren ein Mann bestattet. Seine sterblichen Überreste, zwischen 2855 und 2570 v. Chr. beigesetzt, geben erstaunliche Einblicke: Er war etwa 60 Jahre alt, klein und von harter Arbeit gezeichnet. Sein Bewegungsapparat deutet auf ein Leben als Töpfer hin – gebückt, mit kräftigen Armen.

Ein Skelett überlebt die Zeit

Dieser Fund, der 1902 entdeckt und ins World Museum Liverpool gebracht wurde, überstand sogar die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs. Nun, über ein Jahrhundert später, ist er der Schlüssel zu einem besseren Verständnis der frühdynastischen Geschichte Ägyptens. Dank neuer Techniken konnte die DNA aus einem Knochen im Innenohr vollständig sequenziert werden.

Gene erzählen von zwei Welten

Die Genanalyse enthüllt Überraschendes: Rund 80 Prozent der genetischen Herkunft des Mannes stammen aus Nordafrika, insbesondere von neolithischen Populationen. Doch etwa 20 Prozent seiner DNA stammen aus dem östlichen fruchtbaren Halbmond – dem heutigen Irak und angrenzenden Regionen, bekannt als Mesopotamien.

Brücke zwischen Hochkulturen

„Das ist der erste klare biologische Beweis für einen direkten Kontakt zwischen diesen beiden frühen Zivilisationen“, erklärt Adeline Morez Jacobs von der Liverpool John Moores University, die das Genom im Rahmen ihrer Promotion analysierte. Während kultureller Austausch schon lange vermutet wurde, liefert diese Entdeckung nun den genetischen Beleg für tatsächliche Migration.

Migration als Motor der Zivilisation

Diese scheinbar kleine Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen. Ägypten entwickelte sich im dritten Jahrtausend v. Chr. von Bauerndörfern zu einer mächtigen Hochkultur. Lange galt diese Entwicklung als intern motiviert. Der genetische Austausch mit Mesopotamien deutet jedoch darauf hin, dass Menschen – und mit ihnen Wissen und Technologien – eine zentrale Rolle spielten.

Tonkrug statt Mumie: Ein Glücksfall

Interessanterweise war es gerade die einfache Bestattung im Tonkrug ohne künstliche Mumifizierung, die den Forschenden zugutekam. Im feuchten Klima war die genetische Analyse ägyptischer Mumien oft schwierig, doch hier konnte das Genom in überraschend guter Qualität gewonnen werden.

Ägyptens Geschichte wird neu beleuchtet

Dieser DNA-Fund ist erst der Anfang. Weitere Proben aus verschiedenen Epochen könnten klären, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder ob Migration und kulturelle Vermischung ein prägendes Element der altägyptischen Zivilisationsgeschichte waren. Die Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Entstehung und Entwicklung einer der faszinierendsten Zivilisationen der Menschheit.

Quelle „morgenpost.de“

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Von admin

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