Wien – Eine bahnbrechende Entdeckung Wiener Forscher könnte die Behandlung von Prostatakrebs revolutionieren. Ein internationales Team der Medizinischen Universität Wien hat überraschende Parallelen zwischen Diabetes und Prostatakrebs aufgedeckt.
Im Fokus der Wissenschaftler steht das Protein PPARγ, ein Schlüsselspieler bei der Regulierung des Stoffwechsels, der nun auch als möglicher Einflussfaktor für das Wachstum von Prostatakrebszellen identifiziert wurde. Brisant daran: Bestimmte Medikamente, die bereits seit Jahren erfolgreich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, zielen genau auf dieses Protein ab. Die vielversprechenden Ergebnisse wurden kürzlich im renommierten Fachjournal „Molecular Cancer“ veröffentlicht und nähren die Hoffnung auf neue Therapieansätze gegen diese häufige Männerkrankheit.
Schlüsselprotein im Doppelpack: PPARγ verbindet Diabetes und Krebs
In der Diabetesforschung ist PPARγ längst ein alter Bekannter. Es beeinflusst maßgeblich die Insulinempfindlichkeit und ist seit über zwei Jahrzehnten das Ziel von Medikamenten wie Pioglitazon, sogenannten Thiazolidindionen. Nun rückt dieses Protein auch in den Fokus der Krebsforschung. PPARγ (Peroxisome Proliferator-Activated Receptor Gamma) ist ein Transkriptionsfaktor, der als Aktivator von Genen eine zentrale Rolle bei Stoffwechselprozessen, Entzündungsreaktionen und dem Zellwachstum spielt. Das Team um Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien konnte nun zeigen, dass PPARγ auch in engem Zusammenhang mit dem Wachstum von Prostatakrebs steht.
Diabetes-Medikament bremst Tumorwachstum
Die Wissenschaftler gewannen diese Erkenntnisse durch detaillierte Untersuchungen von Zellkulturen und Gewebeproben von Prostatakrebs-Patienten. Dabei analysierten sie, wie sich unterschiedliche Aktivierungszustände des PPARγ-Proteins auf die Krebszellen auswirken. „Wir haben beobachtet, dass das Diabetesmedikament Pioglitazon die Aktivität von PPARγ beeinflusst und dadurch das Wachstum und den Stoffwechsel der Tumorzellen deutlich hemmt. Besonders ermutigend waren erste Beobachtungen, dass Prostatakrebspatienten mit Diabetes, die mit PPARγ-Agonisten behandelt wurden, zum Zeitpunkt der Datenerfassung keinen Rückfall erlitten hatten“, erklärt die Erstautorin der Studie, Emine Atas von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien. Studienleiter Lukas Kenner ergänzt: „Dies deutet stark darauf hin, dass Medikamente, die auf PPARγ abzielen, einen völlig neuen und vielversprechenden Ansatz für die Therapie von Prostatakrebs darstellen könnten.“
Kampf gegen eine Volkskrankheit: Neue Wege in der Prostatakrebs-Therapie
Prostatakrebs ist weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und fordert allein in Österreich nach wie vor viele Todesopfer. Trotz erheblicher Fortschritte in der medizinischen Behandlung in den letzten Jahren besteht weiterhin ein dringender Bedarf an neuen, gezielteren Therapieansätzen. Die Entdeckung der Rolle von PPARγ als potenzieller Regulator des Tumorwachstums eröffnet hier vielversprechende Perspektiven.
Die aktuellen Forschungsergebnisse der Medizinischen Universität Wien deuten darauf hin, dass etablierte Diabetes-Medikamente, die auf das Protein PPARγ abzielen, eine neue Ära in der Behandlung von Prostatakrebs einläuten könnten. Die Beobachtung, dass diese Medikamente das Wachstum von Prostatakrebszellen hemmen und möglicherweise sogar das Rückfallrisiko senken können, ist ein bedeutender Schritt. Nun gilt es, diese vielversprechenden Erkenntnisse in weiteren Studien zu untermauern und translationale Forschung voranzutreiben, um innovative Therapieansätze für Männer mit Prostatakrebs zu entwickeln. Dies könnte langfristig die Überlebenschancen verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen maßgeblich steigern.
Quelle „ots.at„