Im frühen Universum, nur 930 Millionen Jahre nach dem Urknall, herrschte offenbar ein kosmisches Chaos, das unser bisheriges Bild von Galaxien infrage stellt.
Astronominnen und Astronomen haben eine Galaxie entdeckt, die so klumpig und ungewöhnlich ist, dass sie den Spitznamen „Cosmic Grapes“ (Kosmische Trauben) erhielt. Diese Galaxie könnte eine Zeitkapsel sein, die uns grundlegend neue Einblicke in die Entstehung von Galaxien gibt.
Unerwartete Klumpen
Frühere Aufnahmen zeigten die Galaxie als eine glatte, rotierende Scheibe. Doch dank der hochauflösenden Daten des James-Webb-Weltraumteleskops (JWST) und des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) wurde ihr wahres Gesicht enthüllt: mehr als 15 kompakte, dicht beieinander liegende Sternentstehungszentren, die wie Weintrauben angeordnet sind.
Diese Entdeckung wurde durch einen Gravitationslinseneffekt ermöglicht. Der Galaxienhaufen RXCJ0600-2007 fungierte dabei als kosmische Lupe, die das Licht der fernen Galaxie verzerrte und vergrößerte. Dadurch wurden Strukturen sichtbar, die mit herkömmlichen Methoden unentdeckt geblieben wären.
Studienleiter Seiji Fujimoto von der University of Texas at Austin (UT Austin) bezeichnete die Galaxie als eines der am stärksten von diesem Effekt betroffenen Objekte, das je entdeckt wurde. Dank dieser natürlichen Vergrößerung und der modernsten Teleskope bot sich eine „einzigartige Gelegenheit“, die innere Struktur einer so weit entfernten Galaxie mit beispielloser Auflösung zu untersuchen.
Ein neues Bild der Galaxienentwicklung
Mike Boylan-Kolchin, Professor für Astronomie an der UT Austin und Co-Autor der Studie, erklärt, dass diese Klumpen massiv sind und eine hohe Gasdichte aufweisen, was eine effiziente Sternentstehung begünstigt. Die Beobachtungen zeigen, dass das junge Sternenlicht in einigen dieser frühen Galaxien nicht gleichmäßig verteilt ist, sondern von mehreren massiven, kompakten Klumpen dominiert wird.
Diese Erkenntnis stellt viele bestehende Modelle zur Galaxienentwicklung infrage. Die „Cosmic Grapes“ sind dabei kein Einzelfall – ihre Masse, Größe und Sternentstehungsrate liegen im Durchschnitt. Das legt nahe, dass ähnliche Strukturen in vielen anderen Galaxien aus dieser Epoche verborgen sein könnten und bisher nur unzureichend aufgelöst wurden.
Die Forschungsergebnisse, die am 7. August in der Fachzeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht wurden, geben der Wissenschaft eine Art Zeitkapsel in die Hand. Zukünftige Untersuchungen sollen klären, ob solche klumpigen Strukturen typisch für junge Galaxien waren, um die kosmische Frühgeschichte besser zu verstehen.
Die Entdeckung der „Cosmic Grapes“ zeigt, dass die frühe Galaxienentstehung deutlich chaotischer verlief als bisher angenommen. Die Ergebnisse könnten unser Verständnis des jungen Universums grundlegend verändern.
Quelle „msn.com“
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