Wenn bei Lebensmitteln nur mehr der billigste Preis zählt, hat Österreich alles falsch gemacht – dann hat Qualität keinen Wert mehr und der „Feinkostladen Österreich“ hat national und international ausgedient“, so die deutlichen Worte von Mag. Katharina Koßdorff, der Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie.
Anlass für diese klaren Aussagen sind die jüngsten Ergebnisse der Regierungsklausur, die Eingriffe in Preise und Vertriebswege bei Lebensmitteln diskutierten. Koßdorff warnt eindringlich: Wenn jahrzehntelange Bemühungen um höchste Standards – wie etwa durch das AMA-Gütesiegel oder gentechnikfreie Produktion – künftig keine Rolle mehr spielen, würde dies einen fatalen Rückschlag für den Wirtschaftsstandort bedeuten.
Warum es keinen EU-Einheitspreis geben kann
Die österreichische Lebensmittelindustrie, die mit ihren rund 200 Betrieben und 27.000 direkt Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von rund 12 Milliarden Euro erwirtschaftet, ist extrem exportorientiert. Zwei Drittel der Produktion gehen in über 180 Länder weltweit. Dabei stößt man auf unterschiedlichste Marktbedingungen, die einen EU-weiten Einheitspreis unmöglich machen. Steuern, Löhne, Energiekosten, rechtliche Vorgaben und die Kaufkraft variieren von Land zu Land erheblich. Wo die Kosten niedrig sind, können Produkte günstiger angeboten werden; wo sie hoch sind, steigen die Preise. Ein künstlich erzwungener Einheitspreis wäre daher nicht umsetzbar.
Verbot territorialer Lieferbeschränkungen: Die drohende Gefahr
Um mit diesen unterschiedlichen Kosten zurechtzukommen, richten Hersteller ihre Vertriebswege oft auf bestimmte geographische Regionen aus. Dies verhindert, dass Großhändler Produkte aus dem günstigsten Ausland einkaufen, um sie in einem teureren Land – wie eben Österreich – als Dumpingware anzubieten. Ein pauschales Verbot solcher „territorialen Lieferbeschränkungen“ würde die österreichischen Hersteller massiv unter Druck setzen.
Der heimische, hochkonzentrierte Lebensmittelhandel – der selbst zu großen internationalen Lebensmittelkonzernen gehört und über mächtige Einkaufsgruppen wie Coopernic und AgeCore agiert – könnte unbegrenzt Billigstprodukte aus dem Ausland importieren. Da die österreichischen Unternehmen zu deutlich höheren Kosten produzieren müssen, wäre das eine existenzbedrohende Konkurrenz.
Eine Gefahr für Arbeitsplätze und Identität
Die Lebensmittelindustrie sichert nicht nur 27.400 direkte Arbeitsplätze, sondern auch weitere 150.000 Jobs in vor- und nachgelagerten Branchen, wie etwa in der Landwirtschaft. Ein Verlust der heimischen Produktion würde diese Wertschöpfungsketten massiv beschädigen und zu einer schleichenden Deindustrialisierung führen. Auch das Verschwinden vieler beliebter österreichischer Markenprodukte aus den Regalen wäre die Folge.
Selbst internationale Konzerne wie Coca-Cola, Lindt & Sprüngli und Mondelez, die seit Jahren in Österreich produzieren und über 8.000 Arbeitsplätze sichern, wären gefährdet. „Dass Betriebe sich die Produktion im eigenen Land nicht mehr leisten können, kann doch auch aus Gründen der Versorgungssicherheit niemand wollen“, so Koßdorff.
Was hinter „Shrinkflation“ steckt
Ein weiteres Reizthema ist die sogenannte „Shrinkflation“ – die Reduzierung der Füllmenge bei gleichbleibendem Preis. Koßdorff stellt klar, dass dies eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit ist, wenn alle Einsparpotenziale ausgeschöpft sind und die massiv gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Energie nicht anders kompensiert werden können.
Sie betont, dass hierbei der Versuch des Handels, der Industrie den Schwarzen Peter zuzuschieben, nicht gelingt. Die gesetzlichen Vorgaben sind eindeutig: „Mogelpackungen“ sind verboten und die Nettofüllmenge muss stets in einer normierten Schriftgröße angegeben werden. Zusätzlich ist der Grundpreis pro 100g/ml vom Handel am Regal auszuweisen, sodass Konsumenten die tatsächliche Menge und den Preis leicht vergleichen können.
Ursachen statt Symbole bekämpfen
„Weder die Einrichtung einer staatlichen Preiskommission noch eine ‚Allianz‘ mit dem Lebensmitteleinzelhandel werden die Inflation in Österreich senken“, so Koßdorff abschließend. Eine nachhaltige Bekämpfung der Teuerung sei nur möglich, wenn die kostentreibenden Ursachen – wie die hohen Energiepreise, die Lohnnebenkosten und die massive Bürokratie – aktiv bekämpft werden. Eine starke Inlandsproduktion ist nicht nur eine Frage der Identität, sondern auch der Versorgungssicherheit für die Bevölkerung, wie die Corona-Pandemie eindrucksvoll gezeigt hat.
Quelle „Fachverband der Lebensmittelindustrie“
Österreichs Qualität hat einen Preis.
Lasst uns diesen schützen, bevor wir alles verlieren.