Die Debatte um die Arbeitszeitgestaltung in Österreich nimmt Fahrt auf, denn immer mehr Teilzeitbeschäftigte leisten regelmäßig Überstunden. Nun wird ein Rechtsanspruch auf Vollzeit gefordert, um dieser „Teilzeitfalle“ zu entkommen.

153.000 Betroffene in Österreich

Aktuelle Zahlen des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts zeigen, dass knapp jeder neunte Teilzeitarbeitnehmer häufig Mehrarbeit leisten muss. Konkret sind das 153.000 Personen in ganz Österreich, die zwar Teilzeit angestellt sind, aber regelmäßig Überstunden machen.

Besonders brisant in diesen Branchen

Die Problematik zieht sich durch viele Sektoren, ist aber in einigen besonders ausgeprägt:

  • Gesundheits- und Sozialwesen: Hier sind 35.000 Teilzeitkräfte betroffen, die ständig Mehrstunden leisten.
  • Handel: Rund 20.100 Personen arbeiten hier in Teilzeit und machen regelmäßig Überstunden.
  • Erziehung und Unterricht: Auch in diesem Bereich sind es 17.000 Beschäftigte.
  • Freiberufliche Dienstleistungen, Warenherstellung und Öffentliche Verwaltung: Jeweils über 10.000 Menschen leisten hier regelmäßig Überstunden.
  • Hotellerie und Gastronomie: Hier sind es 8.500 Betroffene.

„30 Stunden gemeldet, 40 gehackelt!“

Das ist die Realität für viele. Korinna Schumann, SPÖ-Arbeitsministerin, die Arbeiterkammer und die Gewerkschaft fordern daher unisono einen Rechtsanspruch auf Vollzeit für diese Gruppe von Arbeitnehmern.

Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut, bringt es auf den Punkt: „Offenbar haben die Unternehmen den Arbeitsbedarf, wenn sie ihre Beschäftigten mehr als vertraglich vorgesehen arbeiten lassen.“ Er schlägt vor, den Rechtsanspruch zunächst für Betriebe einzuführen, die ohnehin regelmäßig Mehrarbeit verlangen. Dies würde laut Picek keine Belastung für die Unternehmen darstellen, da der Arbeitsbedarf ja bereits vorhanden ist.

Bessere Verteilung der Arbeitszeit

Ein solcher Rechtsanspruch könnte nicht nur den Betroffenen helfen, sondern auch zu einer gerechteren Verteilung der Arbeitszeit in Österreich beitragen. Interessant ist: Jede fünfte Person in einem Vollzeitjob wünscht sich weniger Arbeitsstunden, während jede siebente Person in Teilzeit gerne mehr Stunden arbeiten würde. Ein Rechtsanspruch auf Vollzeit könnte hier eine Brücke schlagen und die Arbeitsbedürfnisse besser aufeinander abstimmen.

Die Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Vollzeit für Teilzeitkräfte, die regelmäßig Überstunden leisten, ist ein wichtiger Schritt, um faire Arbeitsbedingungen zu schaffen und die oft unsichtbare Mehrarbeit sichtbar zu machen.

Quelle „heute.at“

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Von admin

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