Wien, 8. Juli 2025 – Ein weiterer Fall rund um die berüchtigte Magistratsabteilung 35 (MA 35) sorgt für Kopfschütteln in Wien. Während die Behörde, zuständig für Einwanderung und Staatsbürgerschaft, stets betont, die gesetzlichen Vorgaben zur persönlichen Antragstellung einzuhalten, zeichnet die Realität ein anderes Bild. Tausende Menschen kämpfen darum, überhaupt einen Termin zu ergattern, wie der Fall einer besorgten Mutter eindrücklich zeigt.
„Ich konnte es nicht glauben“ – Odyssee einer Wienerin
Die „Heute“-Leserin Ana (Name von der Redaktion geändert) wollte für ihren Sohn den österreichischen Pass beantragen – ein Vorhaben, das sich als unerwarteter Spießrutenlauf entpuppte. Ana versuchte verzweifelt, online einen Termin zu bekommen, wurde jedoch mit der lapidaren Information konfrontiert, dass „keine MA35-Stelle Anträge annehmen würde“.
Nachdem auch telefonische Versuche ins Leere liefen und sie lediglich auf eine Warteliste ohne Bestätigung gesetzt wurde, sah sich Ana gezwungen, tiefer zu graben. „Ich habe online alles versucht und herausgefunden, dass die einzige Möglichkeit, an Infos zu kommen, eine ‚Veranstaltung‘ von der MA35 ist. Ohne Garantie, Termin in 6 Monaten“, so die frustrierte Mutter gegenüber „Heute“.
Info-Termin im Dezember: Antragstellung in weiter Ferne
Das Ergebnis: Ana und ihr Kind dürfen am 16. Dezember 2025 zu einem solchen Informationstermin erscheinen. Von einer tatsächlichen Antragstellung ist die Wienerin damit noch meilenweit entfernt. Ein klarer Beleg dafür, wie bürokratische Hürden den Alltag der Bürger erschweren.
Beschwerdeflut bei der MA 35 – Ein Anstieg von 67 Prozent
Die anhaltende Kritik an der MA 35 ist nicht neu. Die Wartezeiten auf einen Termin können sich oft auf bis zu einem Jahr belaufen. Die Zahlen des Verwaltungsgerichts sprechen Bände: Im Vorjahr stieg die Anzahl der Rechtssachen auf rund 17.700 Verfahren – ein Zuwachs von etwa 1.400 im Vergleich zum Vorjahr. Besonders problematisch ist der „markante“ Anstieg der aufwendigen Verfahren im Staatsbürgerschaftsrecht. Hier gab es einen Zuwachs von 941 Rechtssachen, verglichen mit nur 564 im Jahr 2023. Das bedeutet einen erschreckenden Anstieg von 67 Prozent, wie das Verwaltungsgericht beklagt.
Was Sie zur Passbeantragung wissen müssen
Die MA 35 verweist auf die gesetzliche Vorschrift der persönlichen Antragstellung im Staatsbürgerschaftsgesetz. Schriftliche Anträge per E-Mail oder Amtsbriefkasten seien zwar möglich, die persönliche Vorsprache werde jedoch im Rahmen einer Terminladung nachgeholt. Freundliche Mitarbeiter würden an der Rezeption auf diesen Umstand hinweisen und auf die Möglichkeit der Erstinformationsveranstaltungen verweisen – genau jene Events, die für viele zum Nadelöhr werden.
Die Antragsentgegennahme ist laut MA 35 nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Aktuell finden monatlich rund 1.100 Antragstermine statt, ab September soll die Kapazität auf 1.300 Termine erhöht werden. Ob dies ausreicht, um dem enormen Andrang und den langen Wartezeiten Herr zu werden, bleibt abzuwarten.
Der Fall von Ana zeigt erneut die dringende Notwendigkeit einer Beschleunigung und Vereinfachung der Prozesse bei der MA 35. Für viele Wienerinnen und Wiener bleibt der Traum vom österreichischen Pass aufgrund bürokratischer Hürden ein langwieriger und frustrierender Marathon.
Wien wartet nicht!