Das Sprach-Dilemma bei Gemeindewohnungen – Wels, Villach und Klagenfurt machen Ernst!

Die Wohnungssuche in Österreich kann knifflig sein, besonders wenn es um Gemeindewohnungen geht. Doch jetzt kommt ein weiterer Faktor ins Spiel, der bei ausländischen Bewerbern für Stirnrunzeln sorgen könnte: das Deutschzertifikat. Was in einigen Städten bereits gängige Praxis ist, könnte bald zum landesweiten Standard werden. „Heute“ hat genau hingeschaut, was auf Wohnungssuchende zukommen könnte.

Wels und Villach als Vorreiter: Deutschkenntnisse als Türöffner

In den beschaulichen Städten Wels und Villach ist es schon länger kein Geheimnis mehr: Wer eine Gemeindewohnung ergattern möchte, braucht ein Deutschzertifikat. Aktuell wird dort zumindest ein Sprachniveau von A2 („grundlegende Kenntnisse“) vorausgesetzt. Doch Villach hat ambitionierte Pläne und liebäugelt bereits mit einer Anhebung auf B1 („fortgeschrittene Sprachverwendung“). Das bedeutet: Wer hier einzieht, soll sich nicht nur verständigen, sondern auch schon komplexere Gespräche führen können.

Klagenfurt zieht nach: Vize-Bürgermeister Jonke fordert A2

Ein ähnliches Modell fordert nun auch der Klagenfurter Vize-Bürgermeister Patrick Jonke von der Liste Scheider (ehemals FPÖ). Er pocht ebenfalls darauf, die Vergabe von Gemeindewohnungen an die Deutschkenntnisse ausländischer Bewerber zu knüpfen. Laut Jonke soll das benötigte Sprachniveau A2 betragen – jene Stufe, mit der man sich im Alltag mit einfachem Deutsch verständigen kann. Für ihn ist klar: Wer in einer Gemeinschaft leben will, muss sich auch verständigen können.

Zertifikatspflicht: Wer hat’s, wer muss ran?

Für den Erhalt einer Gemeindewohnung ist in diesen Städten also ein offizielles Zertifikat unerlässlich. Doch keine Panik: Wer in Österreich die Pflichtschule besucht hat, besitzt mit dem 5. Zeugnis automatisch ein Deutschzertifikat auf dem Niveau B1. Absolventen der Matura können sogar mit einem C1-Zertifikat („fachkundige Sprachkenntnisse“) aufwarten.

Für alle, die noch kein solches Dokument in der Tasche haben, gibt es aber die Möglichkeit, sich zu einer Prüfung anzumelden. Diese Prüfungen sind speziell auf die verschiedenen Sprachniveaus zugeschnitten und stellen sicher, dass man die notwendigen Kenntnisse für den gewünschten Standard besitzt.

Fit für die Prüfung: Was der ÖIF alles abfragt

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ist die Anlaufstelle für diese Prüfungen und stellt auch die begehrten Zertifikate aus. Um sich optimal vorzubereiten, bietet der ÖIF sogar Modellprüfungen an. Aber was wird da überhaupt abgefragt?

Modellprüfung A2/B1: Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen – alles dabei!

Bei den Prüfungen wird das gesamte Spektrum der Sprachkenntnisse beleuchtet: Hör- und Leseverständnis stehen genauso auf dem Prüfstand wie die schriftliche Ausdrucksfähigkeit. Darüber hinaus gibt es auch eine mündliche Prüfung, die sowohl einzeln als auch mit einem Partner absolviert werden kann. Letzteres variiert je nach dem angestrebten Sprachniveau.

Die Aufgaben sind dabei durchaus vielfältig und praxisnah gestaltet. Beim Leseverständnis geht es nicht nur darum, Texte zu verstehen, sondern auch Lückentexte korrekt auszufüllen.

Einfache E-Mails: Vom Autokauf bis zur Zahnarztbehandlung

Besonders interessant sind die Schreibaufgaben. Hier sollen einfache E-Mails verfasst werden, die alltägliche Situationen simulieren. Man stelle sich vor, man sucht ein gebrauchtes Auto und muss Herrn Brandmeyer eine E-Mail schreiben, um mehr Informationen zu erhalten. Oder man muss die Kosten für eine Zahnarztbehandlung erfragen. „Sie suchen ein gebrauchtes Auto. Im Supermarkt haben Sie eine Anzeige gesehen: Herr Brandmeyer will sein Auto verkaufen. Sie wollen mehr Informationen und schreiben eine E-Mail“, so eine typische Modell-Aufgabe. Das zeigt: Es geht um die praktische Anwendung der Sprache.

Und schließlich die mündliche Prüfung: Je nach Niveau reicht das Spektrum von Monologen bis hin zu Gesprächen mit einem Partner – alles, was man braucht, um sich im Alltag zurechtzufinden.

Integrationsministerin Plakolm: „Ist zu begrüßen“

Auch in der Bundespolitik stoßen die Maßnahmen zur Wohnpolitik auf positive Resonanz. Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) äußerte sich gegenüber „Heute“ klar dazu: „Wer bei uns leben will, muss Teil werden. Das heißt, Deutsch zu lernen, zu arbeiten und sich an unsere Gesetze und Werte zu halten. Jeder Anreiz, der dazu beiträgt, ist zu begrüßen. Es gibt hier gute Erfahrungswerte in den Bundesländern.“

Für Plakolm ist die gemeinsame Sprache auch ein wichtiger Bestandteil einer guten Nachbarschaft: „Es ist auch ganz im Sinne einer guten Nachbarschaft, dass man sich in der gemeinsamen Sprache austauschen oder bei Bedarf auch einfach ausreden kann. Und diese gemeinsame Sprache ist bei uns Deutsch.“

Sprachkenntnisse als Schlüssel zur Gemeinschaft

Die Einführung von Deutschzertifikaten für Gemeindewohnungen mag auf den ersten Blick eine Hürde darstellen. Doch sie ist auch ein klares Signal: Wer in Österreich leben und sich integrieren möchte, muss die Sprache beherrschen. Es geht nicht nur um Bürokratie, sondern um das Schaffen einer gemeinsamen Basis für ein gutes Miteinander. Die Erfahrungen aus Wels und Villach zeigen, dass solche Modelle praktikabel sind. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Trend sich weiter durchsetzen wird – für viele Wohnungssuchende könnte der Deutschkurs bald zum ersten Schritt auf dem Weg zum neuen Zuhause werden.

Quelle „heute.at“

Von admin

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