Österreichs Inflation: Ein einsamer Gipfel der Kostenexplosion
Wien/Linz/Graz. Die finanzielle Belastung für die Bürger in Österreich hat seit 2020 ein beispielloses Ausmaß angenommen. Im August 2025 müssen österreichische Haushalte im Durchschnitt 562 Euro mehr pro Monat aufbringen, um denselben Lebensstandard zu halten wie noch vor fünf Jahren. Das ergibt eine jährliche Mehrbelastung von 6.744 Euro. Damit ist Österreich – das zeigt eine aktuelle Analyse des Momentum Instituts – die Inflationshochburg in Westeuropa.

Die aufsummierten Teuerungsraten seit August 2020 zeichnen ein düsteres Bild: Während der Euroraum im Schnitt eine Rate von 23,4 Prozent verzeichnet, liegt Österreich mit 29,2 Prozent deutlich darüber. Frankreich (17,5 Prozent) und die Schweiz (7,3 Prozent) demonstrieren, dass effektive Inflationsbekämpfung möglich ist – die Schweizer Rate ist sogar um drei Viertel niedriger als die hiesige.
Wo die 562 Euro monatlich versickern
Die Zusatzkosten verteilen sich quer über alle Lebensbereiche:
- Lebensmittel: 76 Euro
- Wohnen: 49 Euro
- Energie: 69 Euro
- Gastro und Beherbergung: 140 Euro
- Restliche Ausgaben (wie Treibstoffe, Gesundheit, Freizeit, Bildung): 229 Euro
Interessant: Die Mehrkosten für Lebensmittel fallen relativ moderat aus, da die Preise in Österreich bereits vor der Krise auf einem sehr hohen Niveau waren, was den Ausgangspunkt der Berechnung beeinflusst.

Der Schmerz des Preisunterschieds
Hätte Österreich die Teuerungsraten seiner Nachbarn oder der Eurozone, wäre die Bevölkerung deutlich entlastet. Das Momentum Institut rechnet vor, welche Mehrkosten pro Monat vermeidbar gewesen wären:
- Mit der Inflationsrate Deutschlands wären es 92 Euro weniger (€ 470 statt € 562).
- Mit dem Durchschnitt der Eurozone wären es 127 Euro weniger (€ 435 statt € 562).
- Mit der Rate Spaniens wären es 159 Euro weniger (€ 403 statt € 562).
- Mit der Rate Frankreichs wären es 201 Euro weniger (€ 361 statt € 562).
- Mit der Rate der Schweiz wären es unfassbare 423 Euro weniger (€ 139 statt € 562).
Hausgemachtes Problem und politische Verantwortung
Die Forscher des Momentum Instituts sind sich einig: Die exorbitanten Mehrkosten sind zu großen Teilen ein hausgemachtes Problem. Während die durchschnittlichen monatlichen Konsumausgaben von Personen in Österreich im Jahr 2020 bei 1.890 Euro lagen, hätte ein frühzeitiges und wirksames Eingreifen der Regierung in die Preisgestaltung diese enorme Härte vermeiden können.

Nun, da die Lohnverhandlungen vielerorts unterinflationär abschließen und die Löhne die Teuerung nicht aufholen, sehen die Experten des Momentum Instituts die Regierung Merz in der Pflicht, wenigstens jetzt effektiv in die Preise einzugreifen. Andernfalls droht die Situation gerade für jene, die wenig haben und vom aktuellen Sparkurs am härtesten betroffen sind, noch prekärer zu werden.
Fazit & Empfehlungen: Was jetzt getan werden muss
Das Momentum Institut fordert umfassende und nachhaltige Maßnahmen, insbesondere bei den Grundbedürfnissen:
- Mieten: Maximale Mieterhöhungen sollten auf maximal 2 Prozent pro Jahr begrenzt werden.
- Lebensmittel: Temporäre reduzierte Mehrwertsteuer und langfristig die Abschaffung des „Österreich-Aufschlags“ sind notwendig.
- Energie: Eine Rückabwicklung der Liberalisierung des Strommarkts für Haushalte, eine Reform des Merit-Order Prinzips oder die Verstaatlichung von Gaskraftwerken sind zentrale Ansatzpunkte.
Die Analyse zeigt klar: Kein anderes Land in Westeuropa (mit einer Bevölkerung > 500.000) wurde von der Teuerungswelle so hart überrollt wie Österreich. Die überdurchschnittlichen Kosten sind eine direkte Folge der hohen Inflationsrate, die anderswo erfolgreich gedämpft werden konnte.
Quelle „Momentum Institut“
Österreich muss leistbarer werden – und das sofort!
