„Der Pate“ auf Wienerisch
Eine schlagkräftige, aber nun zerschlagene Drogenbande sorgte jahrelang für den Kokain-Nachschub in Wien und Niederösterreich. Die Gruppierung, die Ermittlergruppe „La Familia“ taufte, bestand aus vier albanischen Staatsbürgern im Alter von 32, 35, 27 und 49 Jahren. Sie sollen den Suchtgift-Markt mit großen Mengen illegaler Ware versorgt haben, wie aus der aktuellen Anklage in Wien hervorgeht.
„Chef“ und „Buchhalter“ mit Familienbande
Die Rollenverteilung innerhalb der „Familie“ schien klar: Der 32-Jährige fungierte demnach als Österreich-Filialleiter und organisierte das Geschäft vor Ort. Sein 27-jähriger Bruder spielte die Rolle des Buchhalters, der penibel über alle Einnahmen Buch führte. Das erlöste Millionengeld soll direkt nach Albanien geschleust worden sein.
Luxus-Hochzeit als Geschäftseinführung
Die Drogenkarriere hatte auch eine glamouröse Seite: Bei einer Luxus-Hochzeit in Albanien im Jahr 2021 wurde die 35-jährige Freundin des Nachwuchs-Bosses nicht nur in die Familie, sondern auch offiziell ins Geschäft eingeführt. Ein Detail aus der Anklage verdeutlicht die üppigen Geldflüsse: Sie soll bei einer Gelegenheit 10.000 Euro in bar erhalten haben – verpackt in Servietten.
Der „Pate“ aus Deutschland
Die „weiße Ware“ bezogen die albanischen Dealer von einem Verwandten aus Deutschland, einem 49-jährigen Onkel, der im Hauptberuf Hilfskoch war – und damit im kriminellen Sinn wohl der „Pate“ der Organisation.
Krypto-Handys knacken den Ring
Der Durchbruch für die Ermittlergruppe „La Familia“ gelang dank geknackter Kryptohandys. Die Chats ermöglichten es den Beamten, die mafiösen Machenschaften über Monate hinweg detailliert zu verfolgen. Dennoch dauerte es bis Ende Mai dieses Jahres, ehe in Wien und Niederösterreich der Zugriff erfolgte. Dabei wurden Bunkerwohnungen gesprengt und mehrere Drogendepots ausgehoben.
Millionen-Umsatz und Top-Verteidiger
Insgesamt soll der albanische Drogenring etwa 32 Kilo Kokain und weitere 65 Kilo Cannabis umgeschlagen haben. Der mutmaßliche Umsatz der Bande wird auf über 2,5 Millionen Euro geschätzt. Die Beschuldigten werden von den namhaften Anwälten Philipp Wolm und Mirsad Musliu vertreten, schwiegen zu den Vorwürfen bisher jedoch beharrlich. Beim bevorstehenden Prozess am Wiener Landesgericht drohen den Beteiligten empfindliche Haftstrafen. Es gilt die Unschuldsvermutung
Der spektakuläre Fall der „La Familia“-Bande zeigt, wie international und professionell organisierte Kriminalität im Herzen Österreichs agiert. Die Zerschlagung des Rings, möglich durch moderne Ermittlungsmethoden wie das Knacken von Kryptochats, markiert einen wichtigen Erfolg gegen den illegalen Drogenhandel.
Quelle „heute.at“
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